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SIG „Differenzherstellung im Schulkontext“

Organisation: Prof. Dr. Katja Adl-Amini, Prof. Dr. Svenja Vieluf

Grundlegende Annahme für die theoretische Auseinandersetzung mit Differenz im Rahmen der SIG ist, dass Differenzen nicht nur von außen in Schulen hineingetragen und dort dann bearbeitet, sondern dass sie in Schulen auch hergestellt werden. Auch und gerade „adaptive education“ – beispielsweise Strategien der Individualisierung, die eine Adaptation der Lehrmaterialien und Anforderungen an die Lernausgangslage von Schüler*innen ermöglichen sollen – können Unterschiede zwischen Schüler*innen (re)produzieren und verstärken oder sogar erst herstellen, indem sie die Schüler*innen in einer Leistungshierarchie positionieren (z.B. jene, die leichten Materialien bearbeiten sollen vs. welche, die schwere Aufgaben bekommen) und dadurch ihr Selbstbild prägen. Somit arbeiten Lehrkräfte in heterogenen Lerngruppen in einem Spannungsfeld zwischen dem Ziel der individuellen Förderung und der Gefahr einer Festschreibung/Etikettierung.

Wir möchten uns also mit hierarchisierten Leistungsdifferenzen zwischen Schüler*innen als zentraler pädagogischer Differenzordnung beschäftigen und fragen, wie, wodurch und weshalb diese hergestellt und aufrechterhalten wird. Außerdem wollen wir uns auch mit sozialen Differenzen beschäftigen und damit, wie Zusammenhänge zwischen diesen und den Leistungsdifferenzen entstehen. Grundlage für unsere Beschäftigung mit diesen Fragen sollen einerseits sozialpsychologische Modelle (expectation-communication, stereotype threat) sein, v.a. aber auch Anerkennungstheorie, Habitustheorie und Praxistheorie. Die konkrete Entscheidung möchten wir gemeinsam in der Gruppe treffen. Ziel der Beschäftigung mit diesen Theorien könnte sein, theoretische Brücken zu schlagen zwischen den verschiedenen Sichtweisen auf das Thema. Zudem möchten wir reflektieren, was die verschiedenen theoretischen Überlegungen für unsere eigene Forschung bedeuten, wo es Leerstellen gibt, und im Rahmen welcher innovativer Forschungsdesigns diese Leerstellen bearbeitet werden könnten.