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Projekt Step-by-Step

Ein Pilotprojekt zur Unterstützung von Geflüchteten in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung "Michaelisdorf" in Darmstadt

Eine Vielzahl professioneller Angebote, basierend auf der psychoanalytischen und interdisziplinären Traumaforschung einerseits und sozialpädagogisch-erziehungswissenschaftlichen Konzepten andererseits, versuchte den Geflüchteten „First Steps“ im Sinne einer Notfallhilfe anzubieten und zeitnah „Second Steps“ zur Förderung des Ankommens in Deutschland zu initiieren.

Migration und Flucht sind immer mit Aufbruch und Hoffnung auf ein besseres, sicheres (Über)leben verbunden. Mit der Flucht gehen aber auch viele Verlusterfahrungen einher. Im Rahmen des Pilotprojektes Step-by-Step wurden geflüchtete Personen von Anfang an psychosozial professionell und in enger Kooperation mit den Teams vor Ort unterstützt. So sind unter anderem voraussehbare Alltagsstrukturen, Kontakte und Beziehungen untereinander entscheidend, was sich auf die spätere Integrationsbereitschaft positiv auswirkt. Um das soziale Miteinander zu stärken, sollte jede Bewohnerin/jeder Bewohner pro Tag ein Angebot erhalten, in dem sie/er aktiv gefördert wird („etwas bekommt“) und weitere zwei Stunden eine Eigenaktivität entfalten, in dem sie/er persönlich eine Tätigkeit für das Dorf ausführt („etwas gibt“). Niedrigschwellige psychoanalytisch und sozialpädagogisch orientierte Maßnahmen und Angebote für Kinder, Jugendliche, Familien und besonders Traumatisierte sollten Orientierungen und verlässliche Beziehungserfahrungen ermöglichen. Die psychosozialen Maßnahmen sowie Kriseninterventionen zielten vor allem darauf ab, Akuttraumatisierungen zu bearbeiten und die generationale Weitergabe von Traumatisierungen abzumildern. Für Kinder und Jugendliche war es besonders wichtig, dass sie schon die Erstaufnahmeeinrichtung als sicheren und kinderfreundlichen Ort erlebten. Dafür brauchte es vielfältige und anregende Lern- und Spielgelegenheiten, Mitgestaltungsmöglichkeiten und aufgeschlossene Erwachsene. Um einer Retraumatisierung entgegenzuwirken, wurde – in enger Kooperation mit den Teams vor Ort – von Anfang an eine Haltung des Gebens und Nehmens sowie aktiver Teilhabe an der Gemeinschaft im Michaelisdorf (Februar 2016 bis April 2017) gefördert.

Ausgewählte Publikationen

Iranee, N., & Andresen, S. (2016). (Sichere) Räume für Kinder in Flüchtlingsheimen schaffen. Eindrücke aus einem Praxisprojekt mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Kinderschutz in Wissenschaft und Praxis, 4/2016, 134–137.

Leuzinger-Bohleber, M., Rickmeyer, C., Lebiger-Vogel, J., Fritzemeyer, K., Tahiri, M., & Hettich, N. (2016). Frühe Elternschaft bei traumatisierten Migranten und Geflüchteten und ihre transgenerativen Folgen. Psychoanalytische Überlegungen zur Prävention. Psyche, 70(9-10), 949–976.

Leuzinger-Bohleber, M., Rickmeyer, C., Tahiri, M., Hettich, N., & Fischmann, T. (2016). What can psychoanalysis contribute to the current refugee crisis? Preliminary reports from STEP-BY-STEP: A psychoanalytic pilot project for supporting refugees in a “first reception camp” and crisis interventions with traumatized refugees. The International Journal of Psychoanalsis, 97(4), 1077–1093. doi:10.1111/1745-8315.12542

Weitere Informationen

Website des Sigmund-Freud-Instituts